Samstag, 22.07.2017| 16:02
Ein Hochzeitskleid aus Plastik. Ein Oberteil zusammen gepresst aus alten Tüten. Der Rock entsteht aus Stoffresten. Ein altes Moskitonetz wird zu einem langen Schleier und aus Plastikstreifen kann ein Brautstrauß gebastelt werden. Ein Hochzeitskleid, komplett entstanden aus Resten. Aus Dingen, die niemand mehr brauchte oder verwerten konnte. Es brauchte nur eine Nähmaschine, ein paar Nadeln, etwas Garn und eine gute Idee und so konnte etwas Neues aus Sachen entstehen, die andere schlicht für Müll hielten.
Dieses Kleid steht exemplarisch für einen Workshop für Kostümbild, in dem verschiedene unglaublich spannende Werke aus Plastik, Stoff und unzähligen anderen Materialien hergestellt wurde. in kleinen Gruppen haben die Teilnehmer an ihren Projekten gearbeitet und haben gelernt, mit den Materialien umzugehen, die ihnen gegeben wurden. Fast keiner von ihnen konnte zu diesem Zeitpunkt besonders gut nähen oder bügeln, aber nach ein paar Tagen hat man das Gefühl, jeder von ihnen hat ein Verständnis dafür aufgebaut, wie man mit Nähmaschine, Nadel und Faden umzugehen hat. Besonders auffallend sind die Geräte, die wie eine Art Presse aussehen und mit denen die Teilnehmer Plastiktüten pressen und die alten Tüten in einen Zustand bringen, der echtem Stoff nahe kommt.
Ihre Kostüme sind faszinierend, futuristisch und alle unglaublich unterschiedlich und individuell. Sie beweisen, dass man für ein Gutes und spannendes Kostüm nicht neue und teure Stoffe braucht oder meisterlich schneidern können muss. Sie vereinen in dem Workshop und in ihren Kostümen die Idee, dass man aus Allem, mag es einem noch so alt, hässlich und unbrauchbar vorkommen, etwas Magisches schaffen kann.
Dieses Konzept – auch Recycling oder Upcycling genannt – gewinnt an Popularität und verbreitet sich immer mehr. Von umgenähten Sachen aus Second-Hand-Läden, bis zu neu verarbeiteten Möbeln vom Sperrmüll kann man aus vielen alten Dingen etwas heraus holen. Das ist nicht nur schonend für den Geldbeutel und gut für die Umwelt, sondern fördert Kreativität und Individualität.
//Franca
Donnerstag, 20. Juli | 17:25
Die Vögel singen nach einem Sturm, alles ist chaotisch.
Ein Zelt hängt im Zaun, es ist um den Stacheldraht gewickelt.
Auf der Bühne sitzen Leute: „Ich bin fertig, ich kann nicht mehr.“, sagt jemand. Alle versuchen zu schlafen, doch der Boden ist hart.
„Als wir das Zelt mit 4 Leuten fest gehalten haben, hat und der Wind mit dem Zelt in die Luft gerissen. Mit 6 Leuten ging es. Dann wurde auch weiter gekocht.“, stockend spricht sie; eine kurze Pause, dann weiter: „Das Abendessen musste ja fertig werden!“
Die Sofas stehen zum Trocknen im Sonnenlicht, unter dem Gewicht des Wassers, ächzen die standfesten Zelte.
Es wird wärmer, die Stimmung hellt sich langsam auf
Und hinauf
Zum Himmel
Blickt man nicht mehr mit Sorge.
Alle sind müde, Glitzer wird gegen den Ärger aufgetragen, Leute sagen: „Ich würde jetzt einfach gerne in einen Zug steigen und irgendwo hin fahren.“. Alle machen weiter, aber in den Zelten steht Wasser: „Es ist jetzt wieder trocken“, sagt er. Von der Stirn tropft ihm der Schweiß und niemand weiß, wie der Tag so laufen wird.
„Die Zelte sind durch die Luft geflogen, wurden über die Autos gezogen und fielen in den Fluss“. Keiner muss lange nachdenken, wenn man nach dem Sturm fragt; Erinnerungen werden wach: „Wir sind in den Ruderclub gegangen, da gab es heiße Schokolade“.
Es wird wärmer, die Stimmung hellt sich langsam auf
Und hinauf
Zum Himmel
Blickt man nicht mehr mit Sorge.
Die Workshops gehen weiter. Oben hört man den Bass der Tänzer, es wird gesagt: „Macht mal jemand die Tür zu?“; Die Tür wird zu gemacht; „OK, das ändert genau gar nichts an der Lautstärke“
Man ändert genau gar nichts. Der Sturm ist passiert. Die Tür zu zu machen, ändert genau gar nichts. Mann nur aufbauen.
„Die Turnhalle hat mich traurig gemacht“, wird gesagt und es wird wieder ins Camp umgezogen; ein bisschen Vertrautheit schlägt einem entgegen und gelegentlich, hört man ein Lachen, und
Es wird wärmer, die Stimmung hellt sich langsam auf
Und hinauf
Zum Himmel
Blickt man nicht mehr mit Sorge und
Die Vögel singen nach einem Sturm.
\\Franca
Donnerstag, 20. Juli | 15:49
Gestern wurden wir von heftigem Sturm und Gewitter überrascht. Über Hamm wurden die Wolken grau. Wir beendeten die Workshops früher, denn wir mussten packen für den Umzug in eine Turnhalle. Wir packten die wichtigsten Sachen zusammen und machten uns bei dem Unwetter auf den Weg zur Turnhalle. Währenddessen flogen auf dem Camp schon die Zelte durch die Gegend. Wir sind alle heile bei der Turnhalle angekommen. Einige waren noch auf dem Camp-Gelände um ein bisschen was zu retten und andere in der Turnhalle um ihre Schlafplätze vorzubereiten. Wir haben alle stark zusammen gehalten und so konnten wir die Situation gut meistern. Wir waren und sind alle sehr erschöpft nach diesem Unwetter, trotzdem konnten wir uns einen wunderschönen Abend machen und haben das Beste aus der Sache gemacht. Heute geht das Camp weiter und die Open Stage findet statt. Wir sind alle wohlauf und freuen uns auf die restliche Campzeit.
\\Armina
Mittwoch, 19. Juli| 15:56
Wir kaufen Möbel bei Ikea, Anziehsachen bei H&M, alles fertig, alles schnell. Da wirkt es schon fast revolutionär, wenn jemand sagt, er baue seine Synthesizer gerne selbst. Aus alten Zigarrenkisten – gespendet von einem Freund des Workshopsleiters – werden „Krachmacher“ gebaut. Die Stimme wird erhoben, ohne Worte zu benutzen. Es scheint so, als könnte aus allem etwas entstehen, hat man nur eine Idee. Dieser Workshop schafft nicht nur verschiedene Klänge sondern schafft auch eigene Instrumente – Krachmacher – um gehört zu werden.
Workshop Zitat:
A: „Darf ich was bohren?“
B: „Ja, wenn du vorsichtig bist!“
A: „Ich pass schon auf die Kiste auf.“
B: „Ich meinte auch dein Hand und so.
//Franca
Mittwoch, 19. Juli | 12:35
Erste Eindrücke aus den Workshops
Kostüm
Die Aufgabe des Kostüm-Workshops ist es, sich in eine dystopische Welt, die von einer Umweltkatastrophe drastisch verändert worden wurde, hineinzudenken und für ihre Bewohner*innen Kleidung zu entwerfen. Diese Kleidung soll an die Lebensumstände angepasst werden. Sehen kann man Stücke, die vor saurem Regen schützen sollen bis zu einem Taucheranzug für einen Mülltaucher. In dieser dystopischen Welt soll nur noch Plastik als Stoff vorhanden sein, was die Teilnehmer*innen vor die Herausforderung stellt, ausschließlich damit ihre Kostüme zu gestalten. Bereitgestellt sind u.a. alte Einkaufstüten, außerdem gesammelte Stoffreste. Die Atmosphäre im Workshop ist konzentriert, kreativ und gelassen. Die Teilnehmer*innen arbeiten in Kleingruppen und gestalten ihre Entwürfe nach detailliert erfundenen Geschichten. Schön ist es zu sehen, wie aus diesen Geschichten faszinierende Kostüme entstehen, die eine ganz neue, wenn auch erschreckende Welt zum Leben erweckten.
Tanz
Die Arbeit im Tanz Workshop macht einen sehr geschlossenen und konzentrierten Eindruck, sodass eine Dokumentation nur von außen angemessen scheint. In den Proben entstehen harmonische und schlicht schöne Bilder, der Fokus liegt auf Kommunikation unter den Tänzer*innen, Achtsamkeit und einfachen, langsamen Bewegungen. Eine weitere sehr interessante Komponente sind Hebefiguren, die die Gruppe übt.
\\Bengisu & Isy
Montag, 17. Juli | 20:12
Interviews über den Input-Tag
Erzähl uns vom Input "Feminismus & Alltagsfeminismus"!
Es war so, dass es keine Anleitung gab. Es gab niemanden von den Theaterpädagogen oder keinen Experten, der das angeleitet hat, sondern es war wirklich nur eine Gesprächsrunde unter uns. Jeder, der Bock hatte, konnte dahinkommen und dann wurde einfach drüber geredet, was einem schonmal zu dem Thema passiert ist oder was er schonmal gehört hat. Es ging aber genauso auch darum einfach zu diskutieren, wie man damit umgeht, wenn man z.B. in der Bahn sitzt und auf einmal ist da jemand, der holt sich einen runter oder so. Und da haben wir dann überlegt, wie reagiert man da… Wir haben eigentlich nur über eigene Erfahrungen oder Denkweisen gesprochen, dann sind wir aber auch schnell abgedriftet zum Thema Homophobie oder sowas. Da haben wir auch viel drüber gesprochen. Es waren aber auch ein paar Jungs da, die ganz klar gesagt haben: “Nö, also für uns ist das nicht so!” Es gab da schon krasse Meinungen zu. Ein paar meinten auch, sie könnten das alles nicht verstehen und die Frau hat zu Hause zu sein und der Mann hat zu arbeiten. So.
Siehst du Verbindungen zu dem, was wir im Camp machen?
Nein. Nee, überhaupt nicht. Also wirklich nicht. Aber finde ich jetzt auch nicht so schlimm, denn das ist ein Thema mit dem man sich wenigstens mal beschäftigt haben sollte. Ich finde diese Themen sind irgendwie immer dabei.
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Du warst beim Input "Den Widerstand trommeln". Erzähl!
Ich war bei dem Workshop, den Rhythms of Resistance gegeben hat, quasi Trommeln im Namen des Widerstands. Wir hatten zwei Blöcke, im ersten war es theoretisch, dass erstmal erklärt wurde, was das überhaupt ist, was das soll, was ist politisch aktiv sein, diese Fragen haben wir uns alle gestellt, haben versucht Antworten drauf zu finden. Anschließend wurde uns der Ansatz von Rhythms of Resistance erklärt. Im zweiten Teil ging es um das Praktische, nämlich den Tune "Funk" zu erlernen, mit den verschiedenen Instrumenten.
Wie fandest du den Input?
Ich fand den Input richtig geil, da hab ich erst rausgefunden, was das überhaupt ist. Ich hatte vorher noch nie davon gehört und als ich davon gehört habe, war ich total begeistert und bin es auch immer noch. Dieses friedliche Demonstrieren, völlige Irritation bei anderen auslösen, weil man total bunt und crazy da ankommt und trommelt. Das ist total organisiert, es funktioniert auch alles über Handzeichen, da die Trommeln so laut sind, dass man fast nichts mehr hört. Also ich finds total toll. Andere Leute, wenn die an Demos denken, dann denken die an Gewalt und diese Art zu demonstrieren ist halt total friedlich und macht Bock. Es irritiert zwar ein bisschen, aber das ist in Ordnung.
Wie siehst du den Input im Zusammenhang vom Camp, siehst du da Berührungspunkte, auch mit unserem Thema ‘Liebe schenken’?
Ja, auf jeden Fall! Weil das eine friedliche und fast schon liebevolle Art ist, für etwas oder eben gegen etwas sich einzusetzen, sich zu positionieren. Und ich fand es total schön, dass die da waren, ich fand es so wichtig, ich glaube es hat vielen auch einen Denkanstoß gegeben, wie sie sich auf Demonstrationen verhalten oder überhaupt da mal hinzugehen, politisch aktiv zu sein, vielleicht ist bei manchen sogar die Überlegung entstanden, sich selber so einer Band anzuschließen, die gibt es bundesweit und sogar international. Man kann einfach mitmachen.
\\Interviews von Bengisu & Isy
Erste Tage auf dem Camp
Sonntag, 16. Juli | 22:12
Mini-Theater-Festival Tag 2
Sonntag, 12:30 Uhr, HELIOS Theater – Die Performances gehen weiter, der Tag startet mit der KJT Dortmund mit „Achtung. Liebe!“ . Durch einen Sprechchor eingeleitet startet dieses Stück in eine Achterbahn der Gefühle; beginnend mit Angst vor der Fremde, dem Ungewohnten, dem Verschmelzen des eigenen Selbsts in der grauen Masse der Angepassten, stark dargestellt durch starre Masken. Außerdem setzt es sich mit Angst, Wut, Trauer und Freude auseinander. Am berührensten empfinde ich den Moment, in dem es darum geht ob man in der Liebe seine Maske abnimmt, wahrlich man selbst ist. All diese Eindrücke werden durch die eingesetzte Lichttechnik noch verstärkt.
Um 16 Uhr ist dann das Junges Schauspielhaus Bochum mit a-Changin an der Reihe. Sie haben auf dem Camp Gelände eine Art Wohnung aufgebaut, mit Küche, Wohnzimmer, Esszimmer etc, die Wärme und ein familiäres Gefühl ausstrahlt, dieses Gefühl verstärkt sich dadurch, dass wir die Performance von Sofas aus anschauen. Das Stück selbst ist sehr gemischt, es setzt sich aus vielen kleinen einzelnen Teilen zusammen. Es wird vorgelesen, sowohl Briefe als auch Buch-Ausschnitte, gesungen, Gitarre und Ukulele gespielt und gesellschaftskritische Texte vorgetragen. Während der Performance backen die Spieler Waffeln und schmieren Brote und verteilen diese dann im Publikum. Das Stück endet mit The Beatles‘ „Blackbird“, ein wirklich schöner Abschluss.
Den Abschluss des Mini-Theater-Festivals gestaltet theaterkohlenpott Herne dann mit einer riesigen Glitzerexplosion, die bis auf die Anfangsszene komplett in einer ausgedachten Sprache stattfindet, um die Sprachbarriere wegzuschaffen. Das Stück startet vor dem Heinrich-von-Kleist-Forum mit einer musikalischen und aufmerksamkeitserregenden Interpretation von „All you need is love“. Danach geht es ins Theater. Das Stück ist mitreißend, euphorisch, glitzernd, bunt und bewegt, keine Sekunde lang kommt Langeweile auf. So wird eine Spielerin zum Beispiel auf einem riesigen aufblasbarem Einhorn reingetragen. Es gibt viele Tanz Einlagen, viele frei, zwei choreographiert von zwei Spieler*innen. Es werden berühmte Liebesgeschichten wie Titanic, Dornröschen und Romeo und Julia nachgespielt, auch diese natürlich in Phantasiesprache, so wird Dornröschen zum Beispiel zu „Rorndöschen“. Auch das Publikum wird nicht verschont, so schenken die Spieler in verschiedenen Formen, wie zum Beispiel Umarmungen, aber auch Küssen und sogar einem Lapdance, Liebe. Abgeschlossen wurde das Ganze dann mit „Heads will roll“ und dem Holen des Publikums auf die Bühne fürs tanzen, ein gelungener Abschluss dieses Mini-Festivals.
\\Isabel
On-Stages
Samstag, 15. Juli | 22:58
pottfiction 2017 – Mini-Theater-Festival Tag 1 - ein bunter Start mit vielen magischen Momenten
Samstag, 10:00 Uhr – das Camp füllt sich langsam. Es wird sich angemeldet, bunte Bänder schmücken die Handgelenke, die ersten Zelte werden aufgeschlagen und alte Freunde begrüßt. Hier und da hört man ein freudiges quietschen, Fahrradklingeln und gelegentlich auch die ersten Fragen wann es Mittagessen gibt.
Doch eine Gruppe fehlt noch - Gelsenkirchen. Die bereiten sich zu dieser Zeit schon im Jugendtheater HELIOS neben dem Hammer Hauptbahnhof auf die erste Performance der Woche vor. Sie eröffnen diese mit viel Tanz, Musik, Glitzer und Rollerskates. Doch das gesellschaftskritische Stück hatte noch wesentlich mehr zu bieten. Von Zwischenmenschlichen Beziehungen, ein Europa im Rollstuhl, Monologe über Macht, Moral, Mainstream und Familienformen, sowie die Suche nach einem Platz für Liebe in unserem Leben war alles dabei. Es gab viele unterschiedliche theatrale Mittel, in jeder Szene passierte etwas anderes. Besonders schön war auch, dass die Schauspieler*innen oft ganz alleine auf der Bühne standen und diese trotzdem immer eindrucksvoll ausfüllten. Der Monolog über die perfekte Familie „Vater Mutter Kind“ einer homophoben Persönlichkeit, die am Ende aus Verzweiflung Blut spuckte, blieb den meisten Zuschauer besonders in Erinnerung.
Hamm erfrischte danach mit „Mansel Al mahabba- Haus der Liebe“. Bei diesem Rundgang durch das HELIOS Theater gaben die Schauspieler*innen einen intimen Einblick, was für sie Liebe bedeutet. Für viele waren es Familienmitglieder. Diese wurden unglaublich realistisch gezeichnet, in Rap-Texten oder eindrucksvollen Geschichten verewigt. Man wurde mitgenommen auf eine Reise in die Vergangenheit oder aber auch in sich selbst, in Form einer Traumreise. Andere drückten Liebe für Freunde in fremden Ländern oder Familienritualen aus. Man spürte Liebe in Form eines intensiven Augenkontaktes bei dem man Zeit vergehen spüren konnte. Außerdem wurde noch Liebe durch Gitarrenmusik oder einem „Wahrheit oder Pflicht“ –Spiel geschenkt.
Die letzte Performance des Tages stellte sich dann den Fragen: kann man ein guter Mensch und gleichzeitig erfolgreich sein? Gibt es sie überhaupt noch, die guten Menschen? Gab es sie je? Was macht sie aus? Damit setzte sich die Gruppe aus dem lutzhagen anhand von Berthold Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ auseinander. Die Antworten muss wohl jeder für sich selbst finden, denn auch Brecht gibt keine klare Antwort. Das Stück nutze viele theatrale Mittel, zum Beispiel das Veranschaulichen der Geschichte mit Krippenspiel-Figuren, oder kurzen und langen Monologen. Zudem wurde das Publikum häufig involviert in Spielen um Antworten auf Fragen wie „Glaubst du an die große Liebe?“ und gab so Denkanstöße und viel Diskussionsstoff.
\\Jodie & Isabel
Montag, 10. Juli | 13:32
Update von der Camp-Orga
Für das pottfiction-Camp fehlen uns noch:
- Zelte
- Schlafsäcke
- Isomatten
Vielleicht hast du ja noch 1 oder 2 auf dem Dachboden, oder im Keller, oder eine Freundin hat, oder ein Nachbar, oder oder oder...? Lasst uns zusammenlegen, was wir haben - für eine liebevollere & nachhaltigere Welt. Sharing is Caring. ;-)
Wenn du etwas abzugeben hast, melde dich bei Babette: 02381/026837 oder post@helios-theater.de
Donnerstag, 11. Mai 2017 | 22:47
pottfiction? Ja was ist das denn jetzt eigentlich genau? Diese Frage finde ich immer schwer so zu beantworten, das sie dem Projekt gerecht wird. Im Grunde genommen ist es ein politisches Theater-Projekt, aber es ist so viel mehr als das. Es ist ein Projekt das Begegnungen mit verschiedensten Menschen ermöglicht, ein Ort an dem Verurteilung aufgrund von Oberflächlichkeiten nicht existiert, in dem man absolut befreit kreativ arbeiten kann. Eine kleine Utopie, in der ausschließlich die inneren Werte und keine Äußerlichkeiten wichtig sind.
#liebeschenken
\\Isabel
Mittwoch, 26. April 2017 | 21:34
Trump. Putin. Merkel. Le Pen oder Macron? Die derzeitige politische Situation ist verstrickt und nicht immer leicht zu durchschauen. Rechts, links, Mitte, oben, unten. Dabei vergisst man schnell, worauf es in unserer heutigen Zeit wirklich ankommt. Neue Menschen kommen zu uns. Neue Gedanken werden in den Köpfen der Menschen gefasst. Neue Wege beschritten, manchmal auch zurückgegangen… Umso wichtiger wird heutzutage Toleranz. Weltoffenheit. Nachhaltigkeit. Es gibt so vieles, dass wir noch lernen können, vor allem von- und miteinander. pottfiction bietet jungen Menschen genau das. Die Teilnehmer könnten vielseitiger und facettenreicher, in jeglicher Hinsicht, nicht sein. Verschiedene Kulturen, Meinungen, Charaktere treffen aufeinander, tauschen sich aus, helfen sich aus, lernen, miteinander zu leben und Kunst zu erleben. Gleichzeitig wollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Statement setzen, sowohl politisch, ökologisch, als auch menschlich. Denn letztendlich kann jeder die Welt ein kleines Stückchen besser machen, man muss nur anfangen – und pottfiction bietet die Starthilfe.
\\ Ronja
Sonntag, 19. März 2017 | 17:02
Liebliche Charaktere, freundliches Miteinander, es scheint, als würde pottfiction durch genau so etwas ausgemacht werden. Es scheint, als würde pottfiction durch das Multikulturelle ausgemacht werden: persische, deutsche, französische, bosnische, albanische, iranische, arabische, kolumbianische, algerische Menschen und (wahrscheinlich) noch viel mehr. Dieses Projekt ist der Beweis dafür, dass ein friedliches Miteinander in der Welt möglich ist.
#saynotoracism
\\Endrit
Mittwoch, 13. Juli 2016 | 19:22
Der Hund, der aus der Schule sprang und (fast) verschwand
Pottfiction hat kein einzelnes Gesicht. Keinen Anführer, keinen Chef. Pottfiction sind wir alle. Eine Gruppe. Eine Gemeinschaft. Wir haben hier keine bevorzugten Lieblinge, die besonder viele Vorteile und Privilegien bekommen. Wir versuchen jeden fair und gleich zu behandeln.
Da gäbe es nur eine Ausnahme. Und diese Ausnahme ist jemand, der tatsächlich hervorsticht und auch hervorgehoben wird. Jemand ganz besonderen. Einen Lebensretter. Einen, auf dem man sich verlassen kann. Er ist schon sehr alt und seine Haare sind weiß. Reden tut er eigentlich nicht. Um ehrlich zu sein ist er sogar ziemlich still. Nicht sehr gesprächig. Vielleicht stumm. Die Rede ist hierbei von Harold, dem Blindenhund des Tänzers und Workshop-Leiters Said Gharbi (aus dem Workshop “JUMP WITH ME INTO DARKNESS”). Der Golden Retriever machte sich sofort mit seiner ruhigen, entspannten Art bei den PottfictionerInnen beliebt und beeindruckte mehrfach mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten als Bindenhund. Eine davon ist seine Selbstständigkeit. Wenn er sein Geschäft machen will, geht er alleine nach draußen, erledigt es und kehrt wieder zurück. Das wissen aber offensichtlich nicht alle, wie der vergangene Dienstag zeigte. Als Harold sich unbemerkt aus dem Schulgebäude geschlichen hatte, um sich zu erleichtern, wurde er prompt von einer Beamtin des Ordnungsamt angeleint. Denn in dem Park, der direkt neben dem Pottfiction Camp liegt, herrscht Leinenpflicht. Polizei und Tierschutz waren informiert, ohne erst einmal nach einer Hundemarke oder, wie in diesem Fall, einem Pottfiction Bändchen, das um seinen Hals gebunden war (und der Name “Pottfiction” stand überall auf dem Camp Gelände auffällig geschrieben, das Camp selbst ist ein ziemlicher Blickfänger) zu gucken.
Glücklicherweise kam Jody, eine PottfictionerIn aus dem Parkour-Workshop, gerade zurück, um etwas zu holen, als sie eine ältere Dame sah, den Hund angeleint Richtung Straße führend, und fragte zunächst die Techniker, ob sie wüssten, wessen Hund das sei. Da sie es aber nicht wussten, ging sie auf die Frau zu und erkannte beim Näherkommen, dass es sich um das Ordnungsamt handelte. Auf die Frage, was sie mit dem Hund vorhabe, erklärte die Beamtin, dass Leinenpflicht im Park herrsche. Jody erklärte dann, dass es sich bei Herold um einen Blindenhund handelte, der auch alleine sein Geschäft verrichten konnte und dies dann eben im Park tat (anstelle mitten im Camp). Daraufhin beschwerte sich die Frau, dass man ja besser hätte aufpassen sollen und dass man Herold ja besser kennzeichnen solle und vor allem anleinen solle. Allerdings war das bei einem Blindenhund, der auch selbstständig aufs Klo gehen kann mit dem Anleinen so eine Sache und man hatte ihm außerdem extra ein Pottfiction Bändchen umgehangen, eben als Kennzeichnung. Die Beamtin rief letztendlich dann auch die Polizei und den Tierschutz zurück und sagte, alles sei in Ordnung.
Als das Ordnungsamt weggefahren war, führte Jody Harold wieder ins Schulgebäude zu seinem Herrchen Said, der mitten in seinem Workshop war. Niemand hatte bemerkt, dass der Hund überhaupt nach draußen gegangen war, da er meistens im Flur lag und auf Said wartete.
Said selbst fand es eher lustig und bedankte sich bei Jody für ihren Einsatz.
Durch dieses Ereignis und auch sonst weiteren Kontakt miteinander, schweißten sie sogar so zusammen, dass Herold, als Jody bei einer Blindenübung, bei der sie normalerweise von einer Person blind herum geführt wurden, Jody in diesem Fall aber keinen menschlichen Partner hatte, von dem treuen Hund herumgeführt wurde. Es war für Jody das erste Mal, dass sie bei dieser Übung nicht unter der Augenbinde hervorlugte, aber das brauchte sie auch gar nicht, denn Harold führte sie einwandfrei umher. Denn trotz seiner 10 Hundejahre, also im Grunde 70 Menschenjahre, ist Harold noch top fit und bleibt Said (und den PottfictionerInnen) noch lange erhalten.
\\Ronja
Dienstag, 12. Juli 2016 | 20:11
Dienstag
Das Wetter am Dienstag war ziemlich gut. Nicht zu warm, aber angenehm. Eine nette Abwechselung zu dem Wetter der vorherigen Tage. Mit einem motivierenden Warm-Up (das erste, das auch tatsächlich stattfand) starteten die PottfictionerInnen in eben diesen Tag. Danach ging es direkt in die Workshops.
[WORKSHOPS]
Nach getaner Arbeit und einem stärkenden Mittagessen, bei dem es Nudeln anstelle von Suppe gab (worüber sich das ganze Camp sehr freute) kamen die Teilnehmer der einzelnen Städte zu einem Städtetreffen zusammen, bei dem einerseits reflektiert, aber auch über Probleme und Fragen gesprochen wurde, die beim Camp-Rat beziehungsweise der TP-Runde besprochen werden sollten. Als nächstes im Programm stand eine Workshop-Leiter-Runde, bei der sich die Workshop-Leiter zum ersten Mal alle zusammen trafen, um von ihren Projekten zu erzählen. Sie sprachen über die Ideen der Performances, die sie am Ende der Woche vorzeigen würden und definierten, was davon machbar war und was nicht. Dabei arbeiteten sie eng zusammen, entwickelten ihre Anfangsideen weiter und gaben einander Inspirationen für neue Ideen. Auf die Workshop-Leiter-Runde folgte der Camp-Rat beziehungsweise die TP-Runde. Hier wurde über Probleme und Bedürfnisse, die beim Camp anfielen und die in den Städtetreffen zusammengetragen wurden, gesprochen und nach Lösungen gesucht. Beschlüsse wurden besprochen und gemacht und die Teilnehmer konnten über die Kommunikation untereinander reden.
Nach einer kleinen Pause ging es für die PottfictionerInnen weiter mit einem Gespräch mit dem Koch des Camps Wam Kat, der aus seinem Leben erzählte und über seine Intention redete, vegan zu kochen. Dabei hatte er viele sehr gespannte Zuhörer. Seine Geschichten kamen sogar so gut an, dass der geplante Improvisationstheater-Abend für ein bisschen mehr Input von seiner Seite weichen musste. Dennoch hat sich das Gespräch für die meisten gelohnt und vielleicht wurden einige sogar inspiriert.
[WORKSHOPS]
Visuel-Story-Telling (VST) und #freepatrick
Am Dienstag besuchten die Teilnehmer des VST die sogenannte Geisterstadt von Hagen. Diese besteht aus einem verlassenem Gelände mit alten Häusern, einem leerstehenden Restaurant und sogar einer ehemaligen Disko. Mit den Jahren sammelte sich dort allerlei Schutt an, der von den VST-Teilnehmern aufgesammelt wurde, um schließlich als Material für ihre Endproduktion, einer Collage in Form eines Raumes, der neben den Holzpaletten auf dem Schulhof aufgebaut werden soll, zu dienen. Die Materialien waren aber nicht das Einzige, das in den Häuserruinen gefunden wurde. Da die Gebäude im Grunde offen, also größtenteils unverschlossen und somit für die Öffentlichkeit zugänglich, sind, gibt es viele Verschandeleien, mutwillige Zerstörung von dem übrig gebliebenen Mobiliar und beinahe jede Wand ist mit Graffiti übersäht. Das Meiste sind Schmierereien an den Wänden, allerdings gibt es auch ganze Kunstwerke, wie beispielsweise eine große und bunt kolorierte Eule, die an eine der Wände gesprayed war. Was allerdings viel deutlicher auffiel war der Hashtag #freepatrick, der überall an die Wände geschrieben wurde. Natürlich spekulierte man darüber, wer Patrick war und was das alles zu bedeuten hatte.
Da die Geisterstadt für den Workshop eine große Rolle spielt, wird bei der Endproduktion der Weg dorthin und die Geisterstadt selbst zusammen mit Texten, die in das Projekt integriert werden, aus Sicht von Patrick dargestellt.
Im Großen und Ganzen ist das Ziel der Workshop-Leiter Krista Burger und Namenlos mithilfe kleiner Dinge die Welt ein Stück zu verändern. Beispielsweise spannten sie in einem vorherigen Projekt Frischhaltefolie von einer Laterne zu einer anderen, sodass die Leute drumherum gehen mussten. Da Nachhaltigkeit ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist, sind Projekte wie dieses wieder entfernbar. Im Workshop haben sie mit Sprüchen beschriebenes Kreppband auf Brücken und Wände geklebt und Dinge fotografiert, die auffielen, die in irgendeiner Weise nicht normal waren (wie zum Beispiel eine Treppe, die ins Nichts führte, weil sie in einer Wand endete). Damit wollen die Teilnehmer des VST ein Zeichen setzen und sind auf dem besten Weg, ihr Ziel zu erreichen.
Architektur-Workshop
Auch die Teilnehmer des Architektur-Workshops “Ein Haus ohne Scham” unternahmen am Dienstag einen Ausflug zu der Geisterstadt Hagens. Und auch sie waren auf der Suche nach Materialien für ihre Arbeit mit den Paletten auf dem Schulhof, allerdings mit einem anderen Ansatz, als die VST, denn sie wollten die alten Gebäude dabei noch weiter erkunden und fanden sogar dabei eine Tafel, die sie gut gebrauchen konnten.
Ziel des Workshops ist es im Grunde, das Aussehen des Camp-Geländes jeden Tag zu verändern und den “Flow” des Camps zu beeinflussen (wo die Leute langgehen, wo die Leute sich aufhalten) und vor allem weiter zu zentrieren. Dazu beobachteten und planten sie die Wege der PottfictionerInnen und versuchen von Tag zu Tag bedürfnisorientierter zu arbeiten. Beispielsweise hingen sie eine Liste aus, auf der die Pottfiction-Teilnehmer Wünsche äußern konnten, was noch gebaut werden sollte. Aus dem Zusammenwirken der Wünsche der PottfictionerInnen und eigener Ideen der Workshop-Teilnehmer und -Leiter Alexander Koch, David Becker und Osman Petersen von KATaFi entstand am Dienstag ein Dach über den Holzpaletten-Gebilde (das am selben Abend und am Abend darauf auch dringend gebraucht wurde) und eine Feuerstelle steht in Planung. Außerdem wird noch weiter an der Beleuchtung des Camps gearbeitet. Das ganze Projekt ist im Prinzip eine Mischung aus Pragmatismus und Sozialpsychologie, was es für die Teilnehmer umso interessanter macht.
Parkour-Workshop
Der Parkour-Workshop startete am Dienstag mit einem Tanz-Warm-Up mit speziellen Elementen, die Parkour trainieren, in den Tag. Darauf folgte ein Stadtrundgang, bei dem die Teilnehmer ausprobierten, inwieweit und inwiefern man mit der Umgebung spielen und interagieren konnte. Nach der Mittagspausen zeigte Workshop-Leiter Thami Fischer seinen Parkour-Teilnehmern, wie man Tanz improvisiert. Dann ließ er sie auf die Palettentürme klettern, wo sie diese Improvisation aus einer anderen Perspektive anwenden konnten. Trotz der Höhe und dem eingeschränkten Bewegungsraum konnten sich die PottfictionerInnen frei bewegen und waren dabei sicher. Ziel bei dieser Übung war es, dass die Teilnehmer an ihre Grenzen von dem kamen, was sie tun konnten, aber auch was sie bereit waren zu tun und was sie sich trauten. Nach den 2 Stunden, in denen sie sich mit diesem Ziel befasst hab, haben sich alle PottfictionerInnen bereits viel mehr getraut zu tun, als am Anfang. Dem Ziel sind die also schon sehr nah gekommen, wenn sie es nicht sogar bereits erreicht haben. Für die Endproduktion ist eine Choreographie geplant, die sie im Workshop zusammen entwickeln, denn der Parkour-Workshop hat neben dem eigentlichen Parkour-Anteil auch einen großen Modern Dance-, also Tanzanteil. Aber das, was man bisher sehen konnte, sah bereits sehr vielversprechend aus.
Tanz-Workshop
Ganz entspannt war der Tanz-Workshop unter der Leitung von Said Gharbi, ein blinder Tänzer, mit einer Massage zum Aufwärmen. Die Workshop-Teilnehmer teilten sich auf, die eine Hälfte legte sich hin und die andere lockerte den Körper des anderen auf. Für diese Aufwärmübung und eine weitere, bei der die PottfictionerInnen springen, ging der Workshop in die Turnhalle der Schule, wo sie vorerst auch blieben. Danach probierten sie kleinere Elemente aus und entwickelten daraus eine Choreographie, die sie erst mit offen Augen vorstellten, später sogar mit geschlossenen. Dabei holte sich der eine oder andere zwar blaue Flecken, Spaß hatte trotzdem jeder. Mit den gerade geprobten und selbst ausgedachten Elementen tanzte dann jeder zuerst für sich, dann stellten sie ihren Tanz noch einmal vor. Als nächste Übung sollten die Workshop-Teilnehmer blind alleine tanzen und langsam durch die Bewegung im Raum mit den anderen Tänzern in Kontakt kommen und sich gegenseitig fühlen und ertasten. Aus diesen Gebilden entstanden innerhalb von 30 Minuten Duetts und Trios, was mit der Videokamera aufgezeichnet wurde. Dabei wurde natürlich eine ruhige Musik gespielt, zu der sich bewegt wurde. Als Letztes folgten Hebeübungen.
Das Ziel des Workshops ist es, durch blinden Tanz zu zeigen, dass man auch frei sein kann, ohne zu sehen. Man lernt dabei, seine anfängliche Angst zu überwinden und baut Vertrauen zu den anderen Teilnehmern auf.
Musik-Workshop
Geleitet von Pastor Leumund und Bernadette La Hengst entwickelte der Workshop am Dienstag Neologismen wie Fließbandwurm, Fußpilzsuppe und Schamlippenstift, die sie als Songtext für das selbstgeschriebene Lied “Surrealschule” verwendeten. Sie entwickeln dazu noch ein Lied namens “Schamlose Schamlippen” und spielen Instrumente, covern Lieder und singen zusammen. Die Entwicklung und der Verlauf des Workshops gingen rasant voran und es wurden schon an und mit vielen Liedern gearbeitet. Wenn man genau lauscht hört man die musikalische Gruppe in den Fluren, wie sie singen und Musik machen, und man hört gerne zu, besonders da die Texte mit sehr viel Humor geschrieben sind.
Für die Endproduktion haben die PottfictionerInnen vor, eine Nachinszenierung eines zum Einsturz gebrachten Hauses darzubieten, wofür sie bereits brennend auf der Suche nach Videomaterial oder Ähnlichem sind.
\\Lena
Dienstag, 12. Juli 2016 | 11:30
Schamgespräche
Vor welchen Menschen schämst du dich nicht?
Vor Menschen, denen ich vertraue.
Vor Menschen mit denen ich schon Erfahrungen gemacht habe.
Vor Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, dass Scheitern okay ist.
Vor Menschen, die offen sind.
Vor Menschen, bei denen ich ganz so sein kann wie ich bin.
Vor Menschen, die ich schon lange kenne.
Ist es für dich unangenehmer dich selbst zu schämen oder fremdzuschämen?
Mich selbst zu schämen.
Fremdschämen gibt es bei mir nicht so häufig.
Das Gefühl sich selbst zu schämen ist stärker.
(Anonym)
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Versuchst du manchmal Scham zu überwinden? Wenn ja, wann und wieso?
Ich glaube, dass macht jeder auf irgendeine Art und Weise.
Manchmal schämt man sich für etwas, aber anderen Leute ist das garnicht peinlich.
Und dann macht man es einfach, damit das nicht komisch rüberkommt.
Wenn du das dann machst, fühlst du dich vielleicht besser.
Merkst du bei Anderen ob sie sich schämen?
Ja schon.
Die Menschen verhalten sich dann anders als sonst.
Das merkt man bei den Leuten, die man wirklich gut kennt.
Weil man weiß weswegen sie sich schämen könnten.
Bei Menschen, die du nicht kennst, kannst du das garnicht wirklich merken.
(Anonym)
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Vor welchen Menschen schämst du dich?
Hui.
Vor Menschen, die ich interessanter und cooler finde als mich.
Vor Menschen, die eine höhere Position in der Hierarchie haben als ich, manchmal.
Manchmal vor Menschen, die mir eigentlich nahe stehen.
Wenn, ich Angst habe, dass sie nicht verstehen warum ich gerade so fühle oder reagiere.
Dann schäme ich mich auch vor Menschen, die mir sehr nahe stehen.
Glaubst du, dass Scham ein großer Bestandteil deines Lebens ist?
Hui.
Ja und nein.
Einerseits nein, weil ich Scham nicht so oft bewusst empfinde.
Andererseits aber ja.
Weil ich Situationen, ein krasses Outfit in der Öffentlichkeit tragen zum Beispiel, bewusst meide.
Ich finde es nicht so richtig angenehm angestarrt zu werden.
Ansonsten habe ich das "Glück", in dieser Gesellschaft mit meinem Phänotyp unauffällig zu sein.
(Anonym)
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Schämst du dich eher vor Fremden oder Freunden?
Eher vor Fremden, weil oft der erste Eindruck der Wichtigste ist.
Wenn man den ersten Moment versaut, baut man Bilder auf, für die man sich im Endeffekt schämt.
Glaubst du, dass Scham in bestimmten Situationen wichtig sein kann?
Scham kann für eine Situation auf jeden Fall wichtig sein, wenn Menschen aufeinander treffen.
Scham kann für eine Gruppe einen großen impact haben.
Aber ob das auch förderlich ist, weiß ich nicht.
(David)
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Schämst du dich eher vor Fremden oder Freunden? Wieso?
Vor Fremden, da ich meine Freund*innen kenne und sie mich und wir uns gegenseitig einschätzen können.
Ist es unangenehmer sich selbst zu schämen oder fremdzuschämen?
Sich selbst zu schämen, da die Scham anderer deren Ding ist.
(Behlül)
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Vor welchen Menschen schämst du dich nicht?
Vor meinen Freunden, die ich kenne und Pottfictionleuten.
(Alican)
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Versuchst du manchmal Scham zu überwinden?
Ich versuche es so oft es geht, weil ich schamlos(er) glücklich(er) bin. Wenn nicht, schäme ich mich dann meist doppelt.
Schämst du dich ehervor Fremden oder Freunden?
Irrelevant. Scham aus mir. Die Art der Scham und ihre Folgen differieren dann.
(Bartek)
Montag, 11. Juli 2016 | 15:24
Was Anna heute erlebt hat:
Zuerst habe ich heute den Musik-Workshop besucht. Dort saßen die Teilnehmer mit den Leitern des Workshops auf Kachongas in einem Kreis zusammen. Vorne stand ein Mikrofon. Die Leiter fragten die Teilnehmer aus welcher Stadt sie kommen und wie sie die einzelnen Stücke von Samstag und Sonntag fanden. Nach der kurzen Fragenrunde ging es richtig los, indem sich zuerst die Leiter vorstellten und gleichzeitig auf ihr Abschlusskonzert am 16.7. hingewiesen haben. Danach teilten die Leiter der Gruppe das Motto mit; Chor des Schams. Ihr Ziel würde es sein mit Musik die Gebäude der Scham zum Einsturz zu bringen. Danach spielten alle zusammen ein Namensspiel mit Bewegeung. Man sagte seinen Namen und machte dazu eine Bewegung die zeigte, für was man sich nicht schämt. Dieses Spiel hat der Gruppe sehr viel Spaß gemacht und hat die Stimmung aufgelockert. Anschließend fingen sie mit den Gesangsübungen an.
Anschließend schaute ich mir noch den Architektur-Workshop an. Als ich mich im Innenhof der Schule dem Workshop anschließ suchten sie gerade nach einem geeigneten Platz für ihre Workstation. Sie sprachen auch über die Präsenz der Station und die Transparenz, also dass diese immer für jeden zugänglich sein soll. Danach gingen sie übr das Campgelände und sprachen dort über verswchiedene Orte, Möbel, Materialien, usw. Und wie sie einige Sachen verbessern könnten. Zum Beispiel ging es um die Geräusche, die von dem Stromgenerator ausgehen.Sie wollen dafür entweder eine architektische Lösung oder eine symbolische Lösung finden.
Sonntag, 10. Juli 2016 | 16:30
Wir sitzen und liegen auf der Wiese, auf den Paletten, unter den Bäumen und in der Sonne.
Ein Mensch tanzt verloren in der Musik. Die Räte treffen sich. Die Sonne tut was sie tun muss.
Die Gelsenkirchener Gruppe ist schon im Lutz. Dort bereitet sie sich auf ihren kommenden Auftritt vor.
"Voices deaf and blind" startet gleich. Kommt vorbei.
Toi Toi Toi
Sonntag, 10. Juli 2016 | 14:24
Robin:
Schwitzig, sonnig und schwer bepackt - so startete das pottfiction-Sommercamp 2016.
Ab 10 Uhr übernahmen wir die Kontrolle des Ricarda-Huch-Gymnasiums, aber gestern wurde bereits aufgebaut. Den Herannahenden bietet sich ein kurioser Anblick. Kleine Berge. Kleine Türme. Eine kleine Landschaft wurde auf dem Schulhof errichtet. Aus Paletten, Bänken, Sofas und Zelten.
Bespielt wird es von den Pottfictionisten. Die Neuen tasten sich langsam über die aus Paletten gebaute Brücke. Die, die schon etwas länger da sind, rekeln sich in der Sonne oder begrüßen die Neuankömmlinge. Eine Person sitzt auf einem Thron, erbaut aus einem Stuhl erhaben auf einem kleinen Hügel. Fast vergesse Ich, dass wir gerade mal 5 Minuten von der Innenstadt entfernt sind. Nur ein Fluss, die Vollmer trennt uns von dem treibenden Massen der Stadt. Aber von dem direkt anliegenden Spielplatz schauen zaghaft neugierige Blicke rüber.
Christin:
Und das ist auch kein Wunder. Aus dem Boden des kleinen Vollmeparks wird eine kleine Zeltstadt gestampft. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ständig hört man aus irgendeiner Ecke: "Wo ist der Hammer?" Und nein, die Pottfictionisten sind nicht gewalttätig, sie kämpfen nur mit den Zeltheringen. Es wird geflucht und geschwitzt, aber als das Zelt dann steht, sieht man zunehmend zufrieden im Gras liegende Menschen. Und wir haben wirklich Glück gehabt, der Wettergott ist uns wohlgesonnt.
Nach getaner Arbeit und der großen Begrüßung stürzen sich alle auf das wohlverdiente Mittagessen.
Und der Auftackt des Küchenteams kann sich auch sehen lassen. Leckere Gemüsesuppe, Salat und frisches Vollkornbrot mit veganen Aufstrichen. Das erwartete Pottfiction Essen, vegetarisch, wahlweise vegan und super lecker. Und das ganze natürlich open air. Unser Speiseplatz, bestehend aus denselben Paletten, die die Brücke zum Zeltcamp, den Thronhügel und den kleinen Kiosk bilden, liegt direkt neben dem Kochzelt, welcher wiederum direkt neben den Dixi-Klos liegt. Das ist Camping! Auch das Pissoir direkt neben dem einzigem Waschbecken draußen und die spartanische Duschsituation (insgesamt 5 Duschen, inklusive halbkaputte Gruppenduschen) sorgen für ersten Gesprächsstoff während des Essens.
Es ist 14 Uhr, allmählich sind dann auch die letzten Camper eingetrudelt und es wird auch langsam Zeit. Die misteriöse Stimme aus dem off kündigt uns die Eröffnung des Camps für 15 Uhr an.
Und so versammeln sich die neugierigen Teilnehmer auf dem Palettenhügel und in den Sofas des outdoor-Wohnzimmers rund um das Bühnenzelt.
Werner Hahn, der Leiter des Lutz Hagen, Erik O. Schulz, der Oberbürgermeister von Hagen, Lukas Crepaz, der Geschäftsführer der Urbanen Künste Ruhr und Miriam Michel begrüßen uns herzlich.
Wir sitzen und hören zu – jedoch in der prallen Sonne und ich spüre schon, wie die ersten Gesichter um uns herum sich leicht rot färben. Das Wort Sommercamp ist heute wirklich Programm.
Und jetzt kann es auch losgehen. Die ortskundigen Hagener lotsen uns in einer langen Prozession ins Lutz. Der Weg führt uns durch den kleinen Stadtpark, die Innenstadt und direkt zum Theater. Einige Menschen gucken verdutzt, von den ersten werden wir angesprochen: "Was ist das hier?"
Schon erobert pottfiction die Stadt. Das ist der Vorteil unserer zentralen Lage. Wir erreichen die Menschen schon, ohne es bewusst zu wollen.
Im lutz sehen wir, nach einer Videobotschaft der Ministerin Christina Kampmann und einer kurzen Begrüßung von Bettina Milz, Referatsleiterin für Theater und Musik im Ministerium FKJKS, das Stück der pottfiction Gruppe des HELIOS Theater Hamm. ICH GEH DICH ANonym.
Nach einer Stunde Umbau- und Bewegungspause geht es weiter mit dem Stück des KJT Dortmund: "Hinter dem Dazwischen | Tag 8
Danach sind nicht nur die Darsteller verschwitzt, sondern auch die Zuschauer in dem zunehmend wärmer gewordenen Lutz.
Da kommt der (wirklich kurze) Spaziergang zurück zum Camp gerade Recht.
Zurück in unserer Palettenstadt gibt es Abendesse: Pilz- und Bohnengemüse mit Reis und Salat, die ersten schwitzenden Menschen stürzen sich todesmutig in das Duschabendteuer.
Marcel:
Ich mag gar keine Pilze, aber das essen war trotzdem gut.
Danach hat Miriam uns erzählt wo wir duschen gehen können, das wir als Putzsklaven benutzen werden und wenn wir dem nicht nach gehen wir auf der "Wall Of Shame" gedemütigt werden.
Das war schön.
Robin:
Die "Wall Of Shame", ja die wurde gestern bereits von KAT-aFi, einem Künstler-Kollektiv aus Kassel, die auch den Architektur-Workshop leiten, errichtet.
Die Mitte des Schulhofes ziert eine Wand. Dort wo während der Schulzeit die Jugendlichen sich erzählen was Hinz und Kunz letztens getan hat, ist nun eine Wand die diesen Job übernehmen wird. Miriams Worte dabei sind nach eigenen Aussagen klug kombinierend: Wer seinen Putzdienst nicht richtig durch zieht, zieht an die Wand.
Shame. Scham. Das steht ja auch über dem Camp. Was ist Scham und warum hat sie so eine Macht über uns?
Lena:
Währemd "the girl and the fox" sich auf der Bühne für ihr Konzert später bereit machen, nähern sich die Campteilnehmer langsam in Grüppchen "Kokolores", der bochumer Performance. Die Bochumer stehen in einer Reihe am Eingang des von ihnen errichteten Wanderzirkus und gucken die kommenden Besucher ausdrucklos an.
Leandra:
Wir wurden von der Bochumer Gruppe eingeladen in eine kleine, geheime Zauber-Zirkuswelt namens "Koko Lores". Die fantasievolle Performance fand auf dem Campgelände statt.
Ein Zirkusdirektor hieß uns "herzlich Wilkommen".
Wir betraten einen Platz, der wunderschön beleuchtet war. Der sonst als Parkplatz benutzte Bereich erleuchtete in lila, grünem und gelbem Schimmer. Zu unserer Linken fanden wir eine Wurfbude mit Waldgeistern, die es galt einzufangen. An der nächsten Bude konnten andere Welten mit Papierbooten erreicht werden. Die nächste Bude war von Schneewittchen besetzt, die einen panisch um Hilfe bat, da aus ihren sieben Zwergen siebzehn geworden waren und es ihr zu viel wurde.
Ich half ihr die zehn Zwerge mit Bällen aus ihrem Waldgebiet zu vertreiben. Unter anderem gab es eine Seiltänzerin, die sich ihre Seile quer über den Zirkusplatz in ihrem Kopf selbst spannte. Außerdem durften wir in einem sogenannten "Imaginarium" unsere eigene kleine Traumstadt errichten...leider nur aus kleinen Papierhäusschen.
Alles in allem fühlte sich die eine Stunde Performance an, wie ein Ausflug in eine kleine und geheimnisvolle Welt voller Träume und Zauber.